Inhaltsverzeichnis
Eigenmächtig Urlaub genommen-fristlose Kündigung möglich?
Verlängerung oder eigenmächtiger Urlaubsantritt des Arbeitnehmers
Darf der Arbeitnehmer sich selbst beurlauben?
gerichtliches Eilverfahren auf Urlaubsgewährung
Ist der eigenmächtige Urlaubsantritt des Arbeitnehmers ein Kündigungsgrund?
Selbstbeurlaubung ist ein Kündigungsgrund und rechtfertigt eine außerordentliche Kündigung
Darf der Arbeitgeber bei der ersten Selbstbeurlaubung nur abmahnen?
Wann ist eine Abmahnung nicht erforderlich?
Was denn nun, Abmahnung oder Kündigung?
Abmahnung vor Kündigung
- Arbeitnehmer wurde ursprünglich der Urlaubsantritt zugesagt
- Urlaubsverweigerung durch Arbeitgeber ist willkürlich
- langer geplanter und ursprünglich zugesicherter Urlaub
- Kurzurlaub und keine Beeinträchtigung der betrieblichen Interessen
- Interessenkollision (religiöse Pflichten)
- langes störungsfreies Arbeitsverhältnis
Kündigung vor Abmahnung
Eine Kündigung kommt in der Regel beim Vorliegen von wenigstens mittelschweren Fällen schon in Betracht. Wenigstens aber bei diesen Fällen
- Arbeitnehmer hat Selbstbeurlaubung mehrfach angekündigt, obwohl Arbeitgeber mit der Kündigung gedroht hat
- erhebliche negative Auswirkungen auf den Betriebsablauf, auch für den Arbeitnehmer erkennbar
Was gilt bei Erkrankung des Arbeitnehmers während des Erholungsurlaubs?
Erkrankt der Arbeitnehmer und kann die Arbeit nicht antreten, liegt keine Selbstbeurlaubung vor. Krankheit und Erholungsurlaub schließen sich gegenseitig aus.
Nachgewährung von Urlaub bei Erkrankung
Eine Selbstbeurlaubung durch den Arbeitnehmer ist auch dann unzulässig, wenn der Arbeitnehmer während des Urlaubs erkrankt ist und dann nach § 9 des Bundesurlaubsgesetz einen Anspruch auf Nachgewährung des Urlaubs hat und diesen Nachgewährungsanspruch sich selbst im Anschluss, also bei Gesundung, den Urlaub gewährt.
Muss der Arbeitgeber bei eigenmächtigen Urlaubsantritt die Vergütung zahlen?
Bei eigenmächtiger Urlaubsgewährung steht dem Arbeitnehmer für den entsprechenden Zeitraum kein Vergütungsanspruch zu. Der Arbeitgeber muss also kein Urlaubsvergütung während des „Urlaubs“ des Arbeitnehmers zahlen, da der Arbeitnehmer unberechtigt der Arbeit ferngeblieben ist.
Darf man beim nicht abgesprochenen Urlaubsantritt die Fehltage später als Urlaub deklarieren?
Die pflichtwidrig versäumte Arbeitszeit des Arbeitnehmers, der den Urlaub selbst ohne Absprache mit dem Arbeitgeber angetreten hat, kann auch nicht nachträglich als Urlaub behandelt werden. Dies wird in der Praxis aber manchmal so gemacht; ist aber unzulässig (BAG, Urteil vom 25.10.1994 AZR 339/93).
Wann ist eine Kündigung nicht zulässig?
Auch, wenn die eigenmächtige Selbsturlaubung grundsätzlich ein Grund für eine verhaltensbedingte Kündigung ist, so kann es hier Ausnahmen geben. Das Arbeitsgericht Herford (Urteil vom 18.06.2013 – 1 Ca 1457/12) hat hier zum Beispiel entschieden, dass „entgegenstehenden Hindernisses“ im Sinne des § 275 Abs. 3 BGB die Arbeitspflicht entfallen lassen können. Dies kann – so das Arbeitsgericht – angenommen werden, wenn ein muslimischer Arbeitnehmer aufgrund seiner Religion sich in der Pflichtenkollision befindet zu arbeiten oder eine gebuchte und bereits bezahlte Pilgerfahrt tatsächlich anzutreten.
Rechtsanwalt Andreas Martin
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